Dexter
Kaffeejunkie
Die deutschen Städte mit hohem Ausländeranteil wollen dem Vorstoß einer Berliner Schule, Deutsch als Pflichtsprache auf dem Schulhof einzuführen, nicht folgen. Stuttgart, Köln, München und Dortmund halten eine Sprachverordnung für überzogen, ergab eine dpa-Umfrage.
Unterdessen hat die Stiftung "Zentrum für Türkeistudien" die Deutschpflicht auf dem Schulhof begrüßt. Deutsch als verbindliche Sprache sei ein effektiver Weg, ausländische Kinder besser zu integrieren, sagte Stiftungsdirektor Faruk Sen in Essen. Das dürfte jedoch nicht verordnet werden, sondern müsste freiwillig zwischen Lehrern, Eltern und Schülern - wie in Berlin - verabredet werden. »Wird die deutsche Sprache an einer Schule zur Fremdsprache, so sollte man über Maßnahmen nachdenken dürfen, hier gegenzusteuern.«
Hamburgs Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) sagte: »Ich glaube, dass man mit so einer Anweisung nicht weiterkommt.« Die Stadt Frankfurt am Main will keine Deutsch- Pflicht aussprechen, das sei »kontraproduktiv«.
Der Referent des Frankfurter Bildungsdezernats, Michael Damian, betonte aber, die Schulgemeinden könnten das generell eigenständig entscheiden. »Wir hätten nichts dagegen, wenn sich eine Schulgemeinde selbst auf Deutsch als Pausensprache einigt.« Würden Eltern und Schüler das mittragen, sei nichts dagegen einzuwenden, dann könne das auch der Integration der Schüler helfen.
In der Berliner Realschule, an der 90 Prozent der Schüler Ausländer sind, hatten Eltern, Schüler und Lehrer einer Hausordnung zugestimmt, wonach auf dem gesamten Schulgelände ausnahmslos Deutsch gesprochen werden soll. Grüne und Linkspartei kritisieren die Vorschrift; Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und Berlins Schulsenator Klaus Böger (beide SPD) unterstützen den Vorstoß.
Das Schulreferat der Stadt München lehnte das Berliner Beispiel strikt ab. »Von Zwangsmaßnahmen und -vorschriften ist nichts zu halten«, sagte eine Sprecherin. »Sprachförderung ist natürlich sehr wichtig, aber das kann und muss man anders machen.« Sprachkompetenz betreffe zudem nicht nur Ausländer. »Sprachprobleme haben auch viele Kinder, die einen deutschen Pass und deutsche Eltern haben.«
Hamburgs Senatorin betonte, in der Hansestadt gebe es viele Migranten aus verschiedenen Regionen, die schon wegen ihrer unterschiedlichen Muttersprachen die gemeinsame Sprache Deutsch nutzten. Ein Sprecher des baden-württembergische Kultusministeriums sagte, es werde »nicht in diese Richtung gedacht«. Da die Schulen das Thema noch nicht als Problem an sie heran getragen hätten, habe es im Moment keine Bedeutung für das Ministerium.
In Dortmund entschied sich die Schule mit dem höchsten Ausländeranteil nach Angaben der Stadt schon vor Längerem gegen eine solche Pflicht. Der Kölner Bildungsdezernent, Guido Kahlen (SPD), nannte es wenig förderlich, ausländische Mitbürger zum Deutsch zu zwingen. »Die volle Sprachkompetenz in der Muttersprache ist besonders wichtig für das Erlernen der Fremdsprache - in diesem Fall Deutsch«. In Köln habe etwa jede zweite Hauptschule einen Migrantenanteil von mehr als 50 Prozent.
Quelle: dpa.de